E-Klausur "Grundlagen der Neuen Institutionenökonomik"

Positive Berichte von Kollegen der Uni Mainz, die E-Klausuren seit Längerem über Ilias laufen lassen, bewogen uns, in die E-Klausuren-Testphase hier in Freiburg einzutreten. Da sich unser Stiftungslehrstuhl noch im Aufbau befindet und viele Lehrveranstaltungen gerade erst im Entstehen sind, bot es sich an, auch bei den Prüfungsformen die neuen Wege auszuprobieren, die unserer Meinung nach ohnehin in der Zukunft kommen werden. Als neuer Lehrstuhl sahen wir uns auch ein wenig in der Pflicht, mit gutem Beispiel voranzugehen und technische Neuerungen auszuprobieren, vor denen manch alteingesessener Lehrstuhl mit über Jahre eingeübtem Prüfungsprozedere vielleicht zunächst zurückgeschreckt haben mag. Unsere Erwartungen, gestützt durch die Erfahrungen der Mainzer Kollegen, waren, dass wir unser Prüfungsmanagement professionalisieren und damit Ressourcen einsparen können, die es uns erlauben würden, neue Freiräume für die Forschung zu schaffen. Gerade bei Großveranstaltungen in den Wirtschaftswissenschaften sind manchmal Hunderte von mehrseitigen Klausurbögen zu verwalten, Seite für Seite durchzublättern, zu bewerten (bei oftmals unleserlicher Schrift) und die Ergebnisse von Hand auszuwerten. Eine (teil-)automatisierte Auswertung wäre daher eine große Erleichterung. Auch unter Umweltgesichtspunkten ist der Verzicht auf den Druck von tausenden Klausurseiten zu begrüßen.

Vorbereitungsphase

Intern besprachen wir drei Monate vor dem Durchführen der Klausur mit der Kooperationsfirma IQuL, welche Möglichkeiten uns mit der E-Klausur zur Verfügung stehen würden. Dabei wurden uns die technische Vorgehensweise erläutert und zwei Demo-Klausuren vorgestellt, anhand derer wir die uns zur Verfügung stehenden Fragetypen sehen konnten. Eine dieser Demoversionen besprachen wir danach mit der für die E-Klausur vorhergesehenen Studierendenkohorte, um diese erstmals direkt mit der Technik vertraut zu machen. Am Ende des Semesters stellten wir den Studierenden zusätzlich noch eine selbst gestaltete Probeklausur vor, die bereits eine große Ähnlichkeit mit der eigentlichen Klausur hatte. Hierbei wurde nicht nur die technische Seite nochmals ausführlich erläutert, sondern auch auf die inhaltlichen Fragemöglichkeiten eingegangen. In beiden Besprechungen baten wir die Studierenden um deren Meinung. Angeregt wurde, dass Computermäuse zur Verfügung gestellt werden und dass Punkteangaben gemacht werden sollten. Ersteren Wunsch konnten wir nicht erfüllen, da die Kooperationsfirma IQuL damit negative Erfahrungen gemacht hatte. Insgesamt war uns in dieser Phase wichtig, die Studierenden so umfassend wie möglich über die sie erwartende Klausur zu informieren und sie zugleich über die Möglichkeit, uns direkt Änderungsvorschläge zu machen, in den Prozess der Klausurgestaltung einzubeziehen. Angesichts der Tatsache, dass nahezu kein Teilnehmer der Veranstaltung jemals an einer E-Klausur teilgenommen hatte und es darüber hinaus keine alten Klausuren zu dieser neu gestalteten Veranstaltung da war, erschien uns dies der angemessene Weg, mögliche Befürchtungen auf Seiten der Studieren so gut es geht zu zerstreuen. Rein praktisch verlief die Gestaltung der Klausur derart, dass wir sowohl die Probeklausur als auch die Hauptklausur zunächst in einem Word-Dokument entwarfen. Dieses schickten wir dann an einen Mitarbeiter von IQuL, welcher es in die Prüfungsplattform einpflegte. Anschließend erhielten wir einen Link per Email, durch welchen wir nochmals prüfen konnten, ob die Formatierung durch IQuL unseren Wünschen entsprach (was nicht immer der Fall war). Nach unserer Freigabe lud IQuL die Klausur auf einen gesicherten Server hoch.

Klausurdurchführung

Für die Klausur brachte IQuL die entsprechende Anzahl von Laptops mit, auf denen die Klausur geschrieben wurde. Die Laptops wurden durch vier Mitarbeiter von IQuL aufgebaut. Die Mitarbeiter waren auch während der Klausur anwesend, um bei technischen Fragen für die Studierenden zur Verfügung zu stehen. Von unserer Seite wurde die Klausur durch zwei Mitarbeiter beaufsichtigt. Bis auf einen kleinen Zwischenfall verlief die Durchführung der Klausur problemlos. Ein Studierender hatte seinen Text in einer Freitextaufgabe durch mehrmaliges Drücken der Backshift-Taste gelöscht und konnte diesen Vorgang (aufgrund der Voreinstellung dass STRG+Z nur einmal pro Löschvorgang durchführbar ist) nicht mehr rückgängig machen. Durch die Gewährung von zusätzlichen fünf Minuten Bearbeitungszeit konnte der Student die Klausur dann aber noch ordnungsgemäß zu Ende bringen.

Klausurkorrektur

Am Tag nach der Klausur erhielten wir von IQuL dann Zugang zur Prüfungsplattform. Zunächst mussten wir die Freitextaufgaben korrigieren, um überhaupt Einsicht in die restlichen Aufgabentypen zu erhalten. Dies war so von IQuL eingerichtet worden, um mögliche Verzerrungen in der Korrektur zu vermindern. Bei der Korrektur der Freitextaufgaben lässt sich als sehr positiv hervorheben, dass die Antworten der Studierenden aufgrund der Digitalisierung alle lesbar waren und somit neben der automatischen Korrektur der Multiple-Choice- und der Lückentextaufgaben eine zusätzliche Zeitersparnis entstand. Darüber hinaus konnte nach der Korrektur auf „Knopfdruck“ eine sehr übersichtliche Excel-Tabelle mit detaillierter Aufschlüsselung der Prüfungsergebnisse erstellt werden und zusätzliche statistische Informationen über die Prüfung generiert werden. Auch die spätere Einsichtnahme und Besprechung der Klausuren mit einzelnen Studierenden erfolgte problemlos anhand eines Ausdruckes der jeweiligen Prüfungen.

Gesamteindruck

Unsere mit der E-Klausur erhofften Wünsche (verbessertes Prüfungsmanagement, Zeitersparnis und erweiterte Möglichkeiten der Prüfungsdokumentation) haben sich positiv erfüllt und zwar unabhängig von der Tatsache, dass die Programmierung der Klausur freundlicherweise durch IQuL erfolgte, so dass eine intensivere Einarbeitung in die Software nicht nötig war. Die Zeitersparnis bei der Korrektur ergab sich aus der deutlich besseren Lesbarkeit der studentischen Antworten bei den Freitextaufgaben und durch die automatische Korrektur bei Multiple-Choice- und Lückentextaufgaben. Die erweiterten Möglichkeiten der Prüfungsdokumentation ergaben sich aus der Tatsache, dass Prüfungsergebnisse sehr schnell und übersichtlich erzeugt werden können und man zusätzliche statistische Auswertungen zu einzelnen Aufgaben generieren kann. Auch bei den Studierenden, die wir direkt nach der Klausur sowie bei der Einsichtnahme und in Sprechstunden befragten, ist die E-Klausur auf ein positives Echo gestoßen. Zwar wurde bemängelt, dass es aufgrund des erhöhten Betreuungsaufwandes (Lehrstuhlmitarbeiter plus IQuL-Mitarbeiter) während der Klausur unruhiger als gewohnt war, jedoch empfanden sie die Aufgabentypen als sehr spannend und hoben hervor, dass die Mischung aus Freitext- und Multiple-Choice-Aufgaben eine gelungene Prüfungsform wäre. Insgesamt halten wir E-Klausuren für eine äußerst sinnvolle Prüfungsform zumindest im Bachelor-Bereich bei Veranstaltungen ohne größeren Anteil von Rechenaufgaben, da wir von Seiten der Studierenden durchweg positive Resonanz erhalten haben und von unserer Seite damit eine erhebliche Zeitersparnis verbunden ist. In den Master-Studiengängen mit ihren schwierigeren Aufgabentypen sind klassischere Prüfungsformen (als Multiple Choice) wohl angebrachter, allerdings können wir uns vorstellen, reine Essay-Klausuren zukünftig ebenfalls am Computer durchführen zu lassen, um den Vorteil der Lesbarkeit bei der Korrektur auszunutzen (zudem können laut IQuL auch Schlüsselbegriffe im Lösungstext farbig hervorgehoben werden, was sicherlich ebenfalls die Korrektur erleichtert).

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