Bericht zu den E-Klausuren im SS 2012

Medien, Sprache und Kommunikation in den 70er Jahren (26 Tn.)
Pressesprache (25 Tn.)
Kognitive Semantik (14 Tn.)

Zeitablauf

Im Gegensatz zur ‚normalen’ Papierklausur erforderte die elektronische Klausur eine wesentlich längere Vorbereitungsphase. Während die Papierklausur eine gewisse Elastizität des Semesterprogramms zulässt, muss bei der E-Klausur spätestens zur Mitte des Semesters festliegen, welche Gegenstände, welcher Stoff in den restlichen Sitzungen zur Sprache kommen wird. Das entspricht zwar der üblichen Ausführung von Seminaren, die entweder vor dem Semester durchgeplant sind oder – wie z.B. Einführungen – in ungefähr gleicher Form jedes Mal wieder abgehalten werden; alternative Modelle, die darauf setzen, dass sich aus dem Seminar selbst ein zeitlicher und inhaltlicher Ablauf entwickelt, sind von dem Zwang zur frühen Ausarbeitung der E-Klausuren negativ betroffen.

Ausarbeitung der E-Klausur

Die Aufgabenstellungen der E-Klausuren erfordern a) mehr Zeit, b) mehr Kontrolle und c) Erfahrung.

In Papierklausuren werden in unserem Fach (Germanistische Linguistik) in der Regel Textaufgaben gestellt. Diese sind im einfachen Fall Fragen nach Definitionen oder Merkmalsbeschreibungen, im komplexen Fall Transferaufgaben, bei denen die Vor- und Nachteile bestimmter Modelle gegeneinander abzuwägen sind. Dabei ist praktisch keine Reflexion über die Art des Lösungswegs nötig, da die Lösung individuell stichwortartig oder episch ausfallen kann. Steuernde Eingriffe sind möglich, indem man Hinweise der Art ‚stichwortartig’ oder ‚ausführlich’ gibt, die die sprachliche Ausführung der Antworten bestimmen. Bei der elektronischen Klausur muss dazu im Gegensatz der Lösungsweg auf eine der vorgegebenen Aufgabenarten bezogen werden, was bedeutet, dass man meistens wenigstens zwei Aufgabenarten ausprobiert, bis eine Entscheidung fällt – die dann aber immer noch nicht endgültig ist.

Im gegebenen Fall, und das mag in Zukunft anders ausfallen, waren zwei Kontrollschritte nötig, um die E-Klausur in eine Endfassung zu bringen: Zunächst setzte sich der Autor mit dem Vertreter des Rechenzentrums zusammen, nachdem dieser sich überlegt hatte, ob die gewählte Aufgabenart geeignet wäre. Dabei wurde überprüft, ob der Lösungsweg zum gewünschten Resultat führte, ob die Bepunktung bei MC-Aufgaben den Vorgaben der Prüfungsordnung entsprach, und ob die Aufgabenstellungen eindeutig waren. Das Ergebnis war eine erste lauffähige E-Klausur, die auf einem Ilias-Testkonto eingestellt wurde. Der nächste Schritt bestand darin, dass, der Vorgabe der Prüfungsordnung folgend, ein weiteres Mitglied des Lehrkörpers die E-Klausur begutachtete, so dass sowohl die Rechtskonformität als auch die Lösbarkeit und Eindeutigkeit der Aufgaben nochmals von dritter Seite überprüft waren.

Aus dem oben Gesagten geht hervor, dass wir bei allen Schritten noch am Anfang standen. Mit wachsender Erfahrung wird es sicherlich möglich sein, die Aufgaben von Anfang an gezielter zu formulieren, so dass die Umsetzung durch das RZ entweder entfallen oder doch wesentlich abgekürzt werden kann. Der Kontrollschritt mit dem weiteren Mitglied des Lehrkörpers kann nicht entfallen, da er von der Prüfungsordnung (§ 10) vorgeschrieben ist.

Durchführung der E-Klausur

Die E-Klausur wurden in den Räumen des Rechenzentrums durchgeführt und verliefen problemlos. Von Seiten der Studierenden wurde Kritik insofern geäußert, als einige sich vom Klappern der Tastaturen gestört fühlten.

Korrektur der E-Klausuren

Da es sich bei den Aufgaben mehrheitlich um Textaufgaben handelte, hat die Korrektur einen mit der Papierklausur vergleichbaren Aufwand verursacht; allerdings waren die Nicht-Textaufgaben entsprechend schneller zu korrigieren, so dass sich die Korrekturzeiten etwa um ein Viertel verringert haben. Konkret lagen die Zahlen wie folgt: 70er: 6:55 Presse: 5:05 Sem: 5:05 Bei einem Teil der Textaufgaben erwies es sich als nützlich, den Text ausgedruckt vorliegen zu haben, da dann leichter zu markieren war, ob bestimmte Termini, Stichwörter oder Aspekte berücksichtigt waren.

Abschließende Bewertung

Die Studierenden haben, soweit ich Rückmeldungen erhalten habe, die E-Klausur positiv bewertet – mit Ausnahme der Angabe, dass akustische Störungen die Konzentration beeinflussten (s.o.). Selbst habe ich die E-Klausuren in der Vorbereitung als aufwendiger empfunden; die Durchführung erschien mir – auch dank der Hilfe durch das RZ – unproblematisch; die Korrektur war in den Teilen, die keine Textaufgaben waren, erleichtert.

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